SPD Frauen

Schleswig-Holstein

26. November 2018

Allgemein
„100 Jahre Frauenwahlrecht: Ein Grund zum Feiern – 100 Gründe, ummweiterzukämpfen“

Dr. Cornelia Östreich, stellvertretende Bundesvorsitzende der ASF und Vorsitzende der AG in Schleswig-Holstein, über zwei Veranstaltungen in ihrem Bundesland:

„Am 12. November 1918 wurde, zu Ende des verlorenen Ersten Weltkriegs und als ein Grundbaustein der ersten Demokratie in Deutschland – der Weimarer Republik –, das Frauenwahlrecht beschlossen. Eine echte sozialdemokratische Idee des ‚Rats der Volksbeauftragten‘! Und ein visionärer Schritt, der das Land aus dem Mief der Kaiserzeit auf einmal zwischen die modernsten Staaten im derzeitigen Europa stellte. Leider ging es mit dem Frauenwahlrecht wie mit den sonstigen Errungenschaften der Weimarer Verfassung: Die undemokratischen und rückschrittlichen Gegenkräfte waren zu stark; das Menschenrecht, anfangs stürmisch begrüßt, aber dann immer weniger genutzt, wurde schließlich von der NS-Diktatur einkassiert.

Bis in die 1970er sollte es dauern, bis Bürgerliches Recht und gesellschaftliches Bewusstsein annähernd auf der Höhe waren, welche die damalige Revolutionsregierung mit ihrer Entscheidung für das Wahlrecht für alle erwachsenen Menschen vorgegeben hatte. Und noch heute schlagen wir uns mit Restbeständen aus jenen Zeiten herum, in denen Frauen eben nicht als vollwertige Menschen angesehen waren: Gäbe es sonst den Gender Pay Gap, weibliche Altersarmut, den alltäglichen Sexismus, die Strafrechts­paragraphen 219a und 218 – oder auch, gerade wieder zum 25. November, so viel achselzuckende Ignoranz gegenüber Gewalt gegen Frauen?

Ganz zu schweigen von reaktionären bis rechtsextremen Kräften, die meinen, die Gleich­berechtigung sei schon viel zu weit gegangen und man müsse das Rad der Geschichte wieder zurückdrehen? Aus diesen und vielen anderen Gründen hatten die Reden, die beim Frauenfest der SPD Schleswig-Holstein am 16. November 2018 gehalten wurden, einen kämpferischen Ton.

Ob von Delara Burkhardt, stell­vertretende Bundes­vorsitzende der Jusos und Kandidatin zur Europawahl, der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden im Land, Serpil Midyatli, oder der Bürgerbeauftragten Samiah El Samadoni. Östreich trat bei der Gelegenheit – wie schon bei einem Sketch zehn Jahre zuvor – als ‚roter Weltgeist‘ auf.

Froh gefeiert wurde anschließend auch – mit Livemusik im Kieler W8.

Knapp eine Woche zuvor, am 11. November, hatte die Lübecker ASF-Vorsitzende und SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm zum frauenpolitischen Brunch ins Marli-Hof-Café geladen. Aufgrund des sehr starken Interesses – übrigens auch von vielen Männern – wurde die Veranstaltung dann kurzerhand in die Kantine der Werkstätten verlegt. Neben Östreich, die einen historischen Abriss über ‚100 Jahre Frauenwahlrecht‘ gab, waren noch die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Kristin Blankenburg und die erste schleswig-holsteinische Frauenministerin, Gisela Böhrk, auf dem Podium.

Deren Erfahrungen waren besonders spannend zu hören: aus Zeiten, in denen emanzipierte Politikerinnen und Gleich­stellungsforderungen in Schleswig-Holstein völlig neu waren, Skandinavien als Modell herhalten musste und die Quotenfrage die Gemüter erhitzte. Gefragt, was heute in der Gleichstellungspolitik vonnöten sei, antwortete Böhrk entschieden: Parität – so wie sie in vielen anderen europäischen Ländern bereits existiert.

Dies durchzusetzen, hat sich die ASF als nächstes Ziel vorgenommen.

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