SPD Frauen

Schleswig-Holstein

19. November 2019

Allgemein
Presseinformation der ASF S-H zum 25. November 2019

Die ASF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) Schleswig-Holstein begrüßt die Entscheidung der Deutschen Presse-Agentur, in der Berichterstattung über Gewaltverbrechen in Familien und partnerschaftlichen Beziehungen keine irreführenden Begriffe wie „Familientragödie“ oder „Beziehungsdrama“ mehr zu verwenden (so Froben Homburger, Nachrichtenchef dpa, auf Twitter am 14. November).
Dazu die ASF-Landesvorsitzende Dr. Cornelia Östreich: „Ein längst überfälliger Schritt, den wir in der Vollversammlung der ASF Anfang November ebenfalls eingefordert haben!“ Sie sieht dies lediglich als Anfang für eine angemessene Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen.
„Die Polizeimeldung selbst gibt meist noch einen verharmlosenden Sprachgebrauch vor, der wohl oft weiterhin in der Presse zitiert wird.“Gewalt gegen Frauen ist auch im Jahr 2019 präsent genug: An jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet; versuchte Tötungen sind sogardreimal so häufig; Gewalttaten gegen die Partnerin liegen bei über 100.000 Fällen pro Jahr. Zwar werden auch Frauen in Beziehungen gewalttätig; das Gros der Angriffe – über 80% – geht jedoch von den Männern aus.„Vor diesem Hintergrund erscheinen Begriffe wie ‚Familiendrama‘ oder ‚Beziehungstat‘ unangemessen – als handle es sich um ein privates, fast schicksalhaftes Geschehen und nicht um ein Verbrechen“, so Östreich.

„Das Mindeste ist, jede Gewalttat beim juristisch zutreffenden Namen zu nennen: gefährliche Körperverletzung, (versuchter) Totschlag, Mord. Und wenn der Mann dabei meinte, seine (Ex-)Partnerin gehöre ihm und er habe das Recht, jegliche Gewalt gegen sie anzuwenden, sollte es ehrlicherweise ‚Femizid‘ heißen: ein gezieltes Tötungsdelikt gegen eine Frau.“ Auch der oft verwendete Begriff „häusliche Gewalt“ sei nicht angebracht – schließlich werde nicht ein Ort, sondern ein Mensch gewalttätig!Deswegen hat die ASF auf ihrer Vollversammlung mehr Sorgfalt eingefordert, zunächst für den Sprachgebrauch der eigenen Partei in Gremien und Öffentlichkeit. „Dass die dpa fast gleichzeitig in dieselbe Richtung geht, freut uns sehr. Es ist auch keinen Moment zu früh – Sprache prägt Bewusstsein!“ betont Östreich.

Weiter beschloss die ASF, das „Nordische bzw. Schwedische Modell“ abzulehnen, mit dem Prostitution bekämpft werden soll, indem man deren Kunden kriminalisiert. „Diese Regelung hat leider auch in Deutschland zunehmend Fürsprache – trotz ihrer ungünstigen Bilanz“, so Östreich. „Sexarbeit verschwindet damit nicht, sondern geht lediglich in den Untergrund: unter zunehmend unsicheren und sogar gefährlichen Arbeitsbedingungen der Prostituierten. Das wissen wir aus Gesprächen mit Beratungsstellen und auch Betroffenen selbst.“ Auf dem Bundesparteitag der SPD Anfang Dezember werden ASF und SPD Schleswig-Holstein also gegen entsprechende Anträge auftreten. „Menschenhandel und Zwangsprostitution lehnen wir selbstverständlich ab“, stellt die ASF-Vorsitzende klar. „Aber das ‚Nordische Modell‘ ist ein Irrweg!“

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